Selbstbewusstsein - Selbstwert - Selbstvertrauen

Selbstbewusstsein, Selbstwert, Selbstvertrauen

„Mir fehlt einfach das nötige Selbstbewusstsein!“
Ein Satz den wir häufiger hören oder den wir vielleicht schon selbst gedacht haben, wenn wir das Gefühl hatten, eine Situation schwer bewältigen zu können.
Oder wir beobachten eine selbstsichere Person und denken uns: „So viel Selbstbewusstsein hätte ich auch gerne!“

Ein Gefühl von zu wenig Selbstbewusstsein/Selbstvertrauen/Selbstwert kann uns in unserer persönlichen Entwicklung stark im Weg stehen. Es kann dazu führen, dass wir uns von uns selbst entfremden, dass wir unsere Ziele nicht erreichen, Beziehungen unerfüllt bleiben und wir in einem Zustand der Unzufriedenheit verharren – bis hin zur Depression.

Doch was ist Selbstbewusstsein eigentlich? Und wie hängt es mit Selbstwert und Selbstvertrauen zusammen?

Selbstbewusstsein

Selbstbewusstsein bezieht sich zunächst wirklich nur auf das Bewusstsein über die eigene Identität, Fähigkeiten, Stärken, Schwächen und Werte. Es beinhaltet das Wissen darüber, wer man eigentlich im Moment ist, was man kann und was man eben auch nicht gut kann. Selbstbewusstsein ermöglicht es uns, unsere eigenen Bedürfnisse, Grenzen und Ziele zu erkennen und zu kommunizieren. Es ist eng mit einer realistischen Selbsteinschätzung verbunden und notwendig zur Entwicklung eines gesunden Selbstbilds.

Wenn eine Person besonders selbstsicher auftritt, unterstellen wir ihr meist automatisch ein hohes Selbstbewusstsein. Häufig ist aber genau das Gegenteil der Fall. Dieses Verhalten ist dann nur antrainiert um einen Eindruck nach außen zu erzeugen. Je übertrieben selbstsicherer das Auftreten, desto weniger echtes Selbstbewusstsein liegt meistens vor. Denn niemand ist perfekt und unfehlbar. Wer das Bedürfnis hat, das trotzdem nach außen darzustellen, ist sich seiner eigenen Limitationen nicht bewusst. Oder die Person versucht ein sehr geringes Selbstvertrauen zu überspielen und ist sich ihrer eigenen Stärken nicht bewusst.

Somit sind sämtliche gutgemeinten „Tipps für ein selbstbewussteres Auftreten“ eigentlich selten zielführend. Wir geraten dadurch nur noch mehr in eine Rolle, die wir nach außen darstellen und die uns eigentlich gar nicht selbst entspricht. Wertvoller wäre es, sich die eigenen Eigenschaften wirklich bewusst zu machen – so wie sie gerade im Moment wirklich sind. Das bedarf einer Neugier und ehrlichen Offenheit sich selbst gegenüber. Wer im Unbewusstsein über sich selbst verharrt, entfremdet sich immer weiter von seinem eigenen authentischen Selbst.

Häufig ist es uns selbst mit gutem Willen nur schwer möglich uns selbst in Gänze zu betrachten. Der Grund dafür sind oft psychische Abwehrmechanismen, die wir vor langer Zeit zum eigenen Schutz etabliert haben, die aber heute vielleicht gar nicht mehr notwendig sind. Daher kann es gerade für das Selbstbewusstsein sehr hilfreich sein, sich von Freunden, dem Partner oder von einem Berater/Therapeuten ehrlich spiegeln zu lassen – sofern diese Menschen uns wohlgesonnen sind. Die Information darüber, wie andere uns wahrnehmen, kann unseren eigenen Horizont sehr erweitern.

Wer sich wirklich selbst vertraut, der braucht es nicht mehr aktiv nach außen darstellen. Und der Weg zu diesem Selbstvertrauen führt über den Selbstwert.


Selbstwert

Selbstwert bezieht sich auf die Wertschätzung, die wir uns selbst entgegenbringen. Es umfasst das Gefühl, liebenswert, wertvoll und würdig zu sein. Ein gesunder Selbstwert ist wichtig, um ein positives Selbstbild zu entwickeln und die Voraussetzung dafür, dass Selbstvertrauen entstehen kann.

Im Laufe unserer Kindheit entwickelt sich Selbstwert durch die Erfahrung von bedingungsloser Akzeptanz, Wertschätzung und Liebe von anderen, insbesondere unserer Eltern. Aber auch später im Leben spielen Beziehungen mit entsprechenden Qualitäten eine Rolle. Leider hat nicht jeder Mensch das Glück, derartige Beziehung erlebt zu haben. Wir sind als Erwachsene allerdings nicht mehr abhängig von dieser äußeren Bewertung, sondern können Stück für Stück dazu übergehen, unseren Selbstwert selber zu beeinflussen.

Wenn wir nun den ersten Schritt getan haben, uns unserer selbst bewusster zu werden, dann erkennen wir natürlich auch all die vermeintlich schlechten oder unzureichenden Seiten an uns selbst. Wie soll dadurch mehr Selbstwert entstehen? Widerspricht sich das nicht?
Die Lösung für dieses Dilemma führt über die Selbstannahme.

Eine Bewertung was denn als „unzureichend“ oder „schlecht“ gilt, entsteht in der Regel von außen – durch Eltern, Bezugspersonen und die Gesellschaft. Wir können diese Bewertungen aber relativieren um unsere eigenen Werte und Bewertungsmaßstäbe zu entwickeln. Voraussetzung dafür ist, dass wir einen Schritt zurücktreten und uns mit allen unseren Eigenschaften zunächst wertneutral betrachten. Jeder Mensch hat grundsätzlich alle menschlichen Eigenschaften in sich veranlagt. Es liegt an uns selbst, wann und in welchen Situationen wir bestimmte Eigenschaften als passend oder unpassend definieren.

Wir können frei entscheiden, ob es in der einen Situation vielleicht angebracht ist, die schonungslose Wahrheit zu sagen, in einer anderen Situation aber besser mit der eigenen Meinung etwas zurückhaltend zu sein. Wir können uns selbst grundsätzlich als gewaltfreien Menschen definieren, aber trotzdem mag es Situationen geben, in denen unser Leben bedroht wird und es auch vor unserer eigenen Wertevorstellung sinnvoll ist, uns gewaltsam zu wehren und zu schützen. Wir können hilfsbereit sein, aber es gibt auch Zeiten in denen wir unsere Energie benötigen um für uns selbst zu sorgen.

Wenn es uns gelingt, uns in allen unseren Eigenschaften zunächst wertfrei zu betrachten um dann unsere eigenen Werte zu etablieren, handeln wir von nun an vor unserem eigenen Wertekontext immer richtig – und fühlen uns so auch richtig und würdig.

Gelingt es uns auch, unsere Fähigkeiten und Schwächen wertfrei so anzunehmen, wie sie gerade sind, haben wir die Möglichkeit uns selbst zu entscheiden, welche Eigenschaften wir in welchem Umfang weiter entwickeln möchten – und fühlen uns so auch wertvoll.

Auf diesem Weg entsteht Selbstwert.

Auch im Prozess der Selbstannahme kann es sehr hilfreich sein, eine Beziehung (z.B. mit einem liebevollen Partner oder wertschätzenden Begleiter) zu erfahren, in der man mit allen seinen Eigenschaften wertfrei akzeptiert wird. Dieses Erleben im Außen erleichtert den Zugang im Innen.


Selbstvertrauen

Mit dem Selbstbewusstsein und dem Selbstwert sind nun die Voraussetzungen für die Entstehung von Selbstvertrauen geschaffen.

Selbstvertrauen bezieht sich auf das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, Entscheidungen und das eigene Potential. Es ist das Gefühl, dass man Herausforderungen bewältigen und Ziele erreichen kann.

Vermutlich wird an dieser Stelle schon klar, dass es uns leichter fällt auf einen Prozess zu vertrauen, wenn wir die Entscheidung dafür oder dagegen selbständig und frei vor dem eigenen Wertekontext getroffen haben. Wer sich seine Ziele wirklich frei selbst steckt, vertraut auch darauf diese erreichen zu können, denn sonst hätte man sie gar nicht erst ausgewählt.

Wer sich seiner eigenen Fähigkeiten bewusst ist und seine derzeitigen Einschränkungen angenommen hat, der bewegt sich innerhalb eines realistischen Rahmens. Er bürdet sich nur so viel auf, wie er auch bewältigen kann. Und er lässt sich nicht dadurch verunsichern, wenn etwas nicht sofort klappt oder wenn er an äußere Grenzen gerät – denn auch die eigenen Einschränkungen wurden bereits angenommen und überraschen nicht mehr.

Immer mehr Selbstvertrauen entsteht durch positive Erfahrungen, in denen wir erfolgreich sind und positive Rückmeldungen erhalten.

Ein selbstbewusster Mensch, der sich selbst etwas wert ist, braucht sich nicht besonders darstellen um im Außen um seinen Wert zu kämpfen. Er wird dadurch automatisch von anderen Menschen als authentischer und angenehmer wahrgenommen, ohne dass er aktiv etwas dafür tun müsste. Ein sich selbst verstärkender Prozess, der sich positiv auf unser Selbstvertrauen auswirkt.

Mehr Selbstvertrauen hilft uns, neue Herausforderungen anzunehmen, auch mal Risiken einzugehen und unser eigenes Potenzial zu entfalten. Es ebnet uns den Weg zu dem Menschen zu werden, der wir sein können und möchten.

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